Joachim von Fiore ist bis heute vor allem wegen seiner These der drei Weltzeitalter auf Basis der Dreifaltigkeit bekannt, deren drittes, das Zeitalter des Heiligen Geistes, den Menschen ein friedliches Zusammenleben bringen werde. Das wird man nach Lektüre des Apokalypsenkommentars ein wenig modifizieren müssen, denn Joachim ging es nicht so sehr um das Erstreben eines idealen Lebensmodells im Diesseits als um die Reparatur des Sündenfalls durch einen recht schmerzhaften Erziehungsprozess der Menschheit für eine Existenz um Gottes Thron im Jenseits.
Mit der kritischen Edition von Alexander Patschovsky ist nun der letzte Teil von Joachims Trilogie vollständig als MGH-Edition veröffentlicht, bestehend aus dem Psalterium decem cordarum, das die hermeneutische Grundlage für Joachims Auslegungen schafft, der Concordia Novi ac Veteris Testamenti als realgeschichtliche Analyse und dem Apokalypsenkommentar als gesellschaftskritische Entfaltung von Joachims Philosophie.
Alexander Patschovsky wurde mit einer Arbeit über den Passauer Anonymus (ein Sammelwerk über Juden, Antichrist und Ketzer), betreut von Herbert Grundmann, dem Präsidenten der MGH, 1968 promoviert (Rigorosum 1966), Habilitation an der LMU 1977/78 mit einer Arbeit über „Quellen zur böhmischen Inquisition im 14. Jh.“, 1988 die Berufung auf den Lehrstuhl für mittlere Geschichte in Nachfolge von Arno Borst an der Universität Konstanz. Nach dem Erreichen der Altersgrenze 2005 galt die Haupttätigkeit der editorischen Erschließung der Werke Joachims von Fiore, die im Rahmen einer 1990 ins Leben getretenen Kommission zur kritischen Herausgabe der Opera omnia Joachims von Fiore, verankert im Centro Internazionale di Studi Gioachimiti in S. Giovanni in Fiore, mit Erscheinen von Joachims Apokalypsenkommentar bei den MGH im September 2024 nahezu an ihr Ende gekommen ist.
Die Zugangsdaten erhalten Sie nach Anmeldung am Tag der Veranstaltung. Um Ihre Anmeldung wird gebeten per E-Mail an annette.marquard-mois@mgh.de